An den Wänden der Scrovegni-Kapelle und bis hinauf an ihre azurblaue, mit Sternen übersäte Decke bildet der Freskenzyklus Szenen aus dem Leben der Jungfrau Maria, Szenen aus dem Leben Jesu sowie eine außerordentliche Ansicht des Jüngsten Gerichts ab.
Giotto arbeitete von 1303 bis 1305 an der Scrovegni-Kapelle, die 1305 erstmals geweiht wurde. Er wurde von Enrico degli Scrovegni mit der Gestaltung des Freskenzyklus beauftragt. Giotto war zu diesem Zeitpunkt als Maler gut etabliert und konnte die reiche Ikonografie der Kapelle mit Unterstützung vieler Assistenten verwirklichen. Die Erzählung beginnt mit der Vertreibung Joachims aus dem Tempel und setzt sich dann im Uhrzeigersinn fort. Diese kleine Kapelle in Padua ist weltweit bekannt als Beherbergungsort einiger der größten Meisterwerke abendländischer Kunst, die als wesentlicher Ausgangspunkt für die gesamte moderne Malerei gelten.
Haltadefinizione hat mit Genehmigung der Stadt Padua, in deren Besitz die Kapelle ist, vom gesamten Zyklus einen ultrahochauflösenden digitalen Fotoscan erstellt. Um die gesamte Oberfläche des Werkes in einem Ausmaß von mehr als 700 Quadratmetern zu erfassen, waren für die fotografische Aufnahme insgesamt 14.000 Bilder und ein Jahr an Arbeit erforderlich. Jetzt können wir mit einem 360-Grad-Multimedia-Online-Viewer durch diese bezaubernden Fresken navigieren und eine neue Perspektive auf Giottos Werk genießen. Mit dieser neuen hoch technologischen Fotografie können wir uns in die Oberfläche des Bildes zoomen ohne Schärfe und Auflösung einzubüßen.
Die BesucherInnen betreten die virtuelle Kapelle, wo sie sich ein Fresko auswählen, das sie dann in Ultra-Hochauflösung betrachten können. Dies ermöglicht gleichsam ein ganz nahes Herangehen, selbst wenn das Original hoch oben an der Wand hängt oder sich hinter Sicherheitsabsperrungen befindet. Auf diese Weise kann jede(r) die Details eines einzigartigen Meisterwerkes aus größter Nähe betrachten, wie es mit bloßem Auge nie möglich wäre, und noch dazu bequem von zu Hause aus. Einer der größten potenziellen Vorteile der ultrahochauflösenden Bilder liegt eben darin, eine Nähe zu Werken zu schaffen, die sonst nur schwer zugänglich sind. Dies ist zum Beispiel der Fall bei diesem wundervollen Freskenzyklus, der eine Höhe von bis zu 13 Metern erreicht.
„Die Scrovegni-Kapelle bedeutet ein neues Erfolgskapitel für Haltadefinizione und gliedert sich ein in unser groß angelegtes Projekt, das die Zugänglichkeit zum Kulturerbe Italiens verbessern möchte und das 2007 mit Leonardo da Vincis Abendmahl eingeleitet wurde,“ erläutert Luca Ponzio, der Gründer von Haltadefinizione. „2019 haben wir ein Abkommen mit dem italienischen Ministerium für kulturelles Erbe unterzeichnet, um die Sammlungen, die der italienischen Regierung unterstehen, zu fördern und zugänglicher zu machen. Daraus entstanden auch bedeutende Kollaborationen mit der Galerie der Accademia in Florenz, der Pinacoteca di Brera in Mailand und der Nationalgalerie für antike Kunst in Rom, mit dem Ziel, die Zugänglichkeit zu verbessern und den Erhaltungszustand der Werke zu überprüfen. Wir sind sehr stolz darauf, unserer Datenbank von über 600 Werken dieses Meisterwerk von Giotto hinzufügen zu können.“
Digitale Technologie in der Kunst sowie ihre Anwendung im Kultursektor stellen ein überaus aktuelles Thema dar und viele italienische Museen haben in den letzten Jahren die Gelegenheit ergriffen, um gemeinsam mit Haltadefinizione ihre Pläne zu verwirklichen. Digitale Technologie kann in einem Museum vielseitig eingesetzt werden; darunter fallen die Restaurierung und die Überwachung des Erhaltungszustandes, die Erleichterung der öffentlichen Zugänglichkeit, Werbung und Lehrtätigkeit. Im Bewusstsein der großen Bedeutung dieses Themas hat das Ministerium für kulturelles Erbe vor Kurzem einen Digitalisierungsplan für das gesamte kulturelle Erbe veröffentlicht, um Aktivitäten zum Nutzen der Öffentlichkeit zu koordinieren und um zu gewährleisten, dass die Maßnahmen zur Förderung des Online-Kulturerbes auch wirklich effizient umgesetzt werden.
Wir sehen dies als Bestätigung der grundlegenden strategischen Bedeutung der digitalen Technologie in der Kunst.