Der heilige Sebastian des jungen Raffael, der in der Accademia Carrara in Bergamo aufbewahrt wird, ist jetzt im ultra-hochauflösenden Gigapixel-Format zugänglich. Seit der digitalen Erfassung steht das Gemälde online zur Ansicht zur Verfügung. Es ist möglich mittels des Multimedia-Viewer selbst kleinste Details zu vergrößern und Einzelheiten zu enthüllen, die mit bloßem Auge nicht sichtbar sind.
Die digitale Bildgebungstechnologie zeigt, wie Kunst und Technologie auf gewinnbringende Weise zusammenarbeiten. Früher wurde das Hauptaugenmerk hauptsächlich auf die Erhaltung und Restaurierung der Kunstwerke gerichtet, aber die Entwicklung neuer digitaler Techniken macht deutlich, dass diese Zusammenarbeit auch der Nutzung sowie Förderung unseres kulturellen Erbes zugutekommt und diese verbessert. Die Möglichkeit zu haben, diese Kunstwerke über weite Entfernungen auszustellen, ist fast so wichtig geworden wie die Möglichkeit, die Originalwerke an ihrem physischen Standort zu besichtigen.
Die digitale Ultra-HD-Gigapixel-Erfassung erfüllt zwei Aufgaben: Einerseits ermöglicht sie die Überwachung des Erhaltungszustands von Kunstwerken durch den Vergleich präzise angefertigter digitaler Kopien, die über einen bestimmten Zeitraum hinweg erstellt wurden. Andererseits bietet sie der Öffentlichkeit eine neue Art des Zugangs zu diesen MeiZsterwerken in ultra-hoher Auflösung, sei es als innovatives Tool im Kunstunterricht oder für virtuelle Betrachtungen aus großer Entfernung.
Der heilige Sebastian von Raffael ist eines der bedeutendsten Meisterwerke der Accademia Carrara. Der Künstler wählte eine andersartige Ikonografie als für den heiligen Sebastian üblich. In der Regel wird dieser nackt und von Pfeilen durchbohrt dargestellt, die das fleischgewordene Martyrium symbolisieren. Hier sehen wir nur eine Halbbüste, in elegant verzierte Gewänder gehüllt und mit einem sanften Gesichtsausdruck. Es gab drei Jahrhunderte lang keine Spur von diesem Werk, bis es Anfang des 19. Jahrhunderts in verschiedenen Privatsammlungen in der Lombardei zu sehen war. Die Accademia Carrara von Bergamo erwarb das Gemälde 1866 zusammen mit zweihundertvierzig anderen Werken aus der Sammlung des Grafen Giuseppe Lochis. Neben dem großen Lob der damaligen Kunstkritiker spiegelt sich der hohe Wert des Kunstwerks des heiligen Sebastians auch in seinem, für damalige Verhältnisse, sehr hohen Preis von 4.000 Gulden wider.
Es besteht kein Zweifel an Raffaels Autorenschaft, aber bei der Chronologie gibt es noch offene Fragen. Das Werk kann sicherlich in die erste Schaffenszeit des Künstlers eingeordnet werden. Die Einflüsse von Perugino sind offensichtlich, ebenso gibt es klare Hinweise auf den Stil von Pinturicchio in der Darstellung kostbarer Ornamente in der Kleidung, die mit großem Können und großer Detailtreue gemalt wurden.
Kritiker sind sich heute einig, dass das Gemälde aus dem Jahr 1503 stammt, kurz nach der Pala Baroncini (1500-1501), dem ersten Auftrag des 17-jährigen Raffaels, und der Vermählung Mariä von 1504, dem Meisterwerk, das definitiv von der Reife des Künstlers zeugt. Dieses Kunstwerk ist ebenfalls in der virtuellen Online-Galerie von Haltadefinizione verfügbar.
Die traumhafte Atmosphäre, die das Motiv umgibt, entsteht durch die sehr fein detaillierte Ausführung und das fast wundersame Spiel von Licht und Schatten. Es wurde für die private Andacht eines Kunden mit sehr erlesenem Geschmack gemalt. Dies erklärt die aristokratische Darstellung des Heiligen, der einen Pfeil hält, der auf sein Martyrium hinweist.
„Wir freuen uns sehr, eines der weltweit bedeutendsten Werke der Accademia Carrara in der Online-Galerie von Haltadefinizione zugänglich zu machen“, sagt Luca Ponzio, Gründer von Haltadefinizione. „In der gegenwärtigen Zeit, in der wir aufgrund der COVID-Pandemie längere Schließungen durchleben, bietet digitale Ultra-High-Definition tatsächlich den einzigen Zugangspunkt, der es den Menschen ermöglicht, Kunstwerke in all ihren Details und ihrer Pracht zu betrachten und zu bewundern. Sie kann einen Ersatz für einen persönlichen Besuch des Originalwerkes bieten. Heute sind diese ultrahochauflösenden digitalen Galerien dank ihren grenzenlosen Möglichkeiten eine außerordentlich nützliche Ressource für unsere Museen, um unser künstlerisches Erbe zu teilen und zu fördern.“
Gianpietro Bonaldi, Geschäftsführer der Accademia Carrara in Bergamo, drückt es folgendermaßen aus: „Ein Museum muss neugierig sein und nach verschiedenen Möglichkeiten suchen, um sein kulturelles Erbe einem breiten Publikum zugänglich zu machen. Technologie ist eine Chance, ein Vehikel, um immer neue Wege zu gehen. In diesem Fall ermöglicht sie uns eine Reise, um in die verborgenen Details eines Meisterwerks der Kunst, wie die des heiligen Sebastians, einzutauchen und der Magie und dem Genie Raffaels näher zu kommen.“